Pressemitteilung der LAG Antidiskriminierungsberatung Baden-Württemberg

25.3.2020

Krisen verschärfen Ungleichheiten

Als LAG Antidiskriminierungsberatung Baden-Württemberg ermutigt es uns, dass verschiedene Regierungsebenen bereit sind, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesellschaft und insbesondere Personen aus Risikogruppen vor den Verwüstungen des Coronavirus schützen. Die außerordentlichen Maßnahmen sind derzeit unbedingt erforderlich, doch sie können nur ihre Wirkung erzielen, wenn wir uns alle solidarisch verhalten.

Alltäglich erleben wir in unserer Arbeit, dass viele unserer Mitmenschen unabhängig vom Covid-19-Virus, Diskriminierung erleben müssen: bei der Arbeit, in der Schule, in der Freizeit, zu Hause durch Medienberichte oder im Umgang mit Behörden. Wir befürchten nun, dass schutzbedürftige oder marginalisierte Menschen durch allgemeingültige Maßnahmen auf der Strecke bleiben bzw. dass sich Maßnahmen auf sie besonders negativ auswirken. Um dies zu verhindern, muss aktiv geprüft werden, wie einer Verschärfung von Ungleichheit entgegengewirkt werden kann.

Das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte stellt fest, dass humanitäre Krisen – einschließlich von Menschen verursachter Konflikte, Naturkatastrophen und Pandemien – häufig zu Menschenrechtsverletzungen führen oder diese verschärfen. Daher fordern wir als LAG Politiker*innen, Beamt*innen, Unternehmen, Gewerkschaften und Verbände auf, alle gefährdeten Personengruppen in den Blick zu nehmen und den Schutz ihrer Menschenrechte zu gewährleisten.

Die bereits existierenden Ungleichheiten verschärfen sich unter den ergriffenen Maßnahmen:

Das Haus kaum noch verlassen zu können, bedeutet nicht für alle „Entschleunigung“ und „Familienzeit“: Geflüchtete Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften ohne Internetzugang leben, haben plötzlich keinen Zugang mehr zu Informationen oder keinen Kontakt zu Familienangehörigen. Die Auswirkungen der Schließung der Außenspielbereiche sind für diejenigen mit Gärten oder einfachem Zugang zu Waldgebieten ganz anders als für diejenigen, die ohne Garten oder Balkon in den Stadtzentren leben. Alleinerziehende, die nun versuchen Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung von zu Hause aus in Einklang zu bringen, stehen vor anderen Herausforderungen als Familien, in denen zwei Elternteile die Aufgaben übernehmen. Und selbst dann müssen Unternehmen ihre Produktivitätserwartungen für diejenigen, die gleichzeitig im Home Office sind und Kinder betreuen, anpassen, um keine psychischen Krisen zu verursachen. Für Menschen mit geringem oder instabilem Einkommen wird die Zahlung von Miete und der Kauf von Lebensmitteln zu zusätzlichen Stressfaktoren – längerfristig möglicherweise zu einem existentiellen Faktor. Menschen, die sich in den eigenen vier Wänden im Kreis ihrer Familie nicht sicher oder willkommen fühlen, jetzt aber viele Stunden zusammen verbringen sollen, benötigen besondere Unterstützung, um Gewalt oder Marginalisierung zu entkommen.

Es gibt bereits Schlüsselstrategien, die dazu beitragen, die Vertiefung der Ungleichheit zu verhindern, so beispielsweise die aktive und kontinuierliche Verhinderung von Diskriminierung als wichtigen Baustein auch im Krisenmanagement oder die Sicherstellung der Beteiligung diskriminierter und marginalisierter Bevölkerungsgruppen an den Bewältigungsprozessen.

Es ist wichtig, dass Personen, die von Diskriminierung betroffen sind, ihre Rechte und die vorhandenen Unterstützungsangebote kennen. Wir sind weiterhin ansprechbar für Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind. Ebenso stehen wir zur Verfügung, um Politiker*innen, Beamt*innen und Unternehmen bei diesen Aufgaben zu unterstützen.

Die Krise ist für alle schwierig, aber nicht gleich.

In der LAG Antidiskriminierungsberatung (www.lag-adb-bw.de) sind die Beratungsstellen gegen Diskriminierung zusammengeschlossen, die vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg (www.sozialministerium-bw.de) finanziell gefördert werden. Im Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg ist die Landesantidiskriminierungsstelle (LADS) (www.lads-bw.de) angesiedelt.

Es gibt Beratungsstellen in Esslingen, Friedrichshafen, Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Stuttgart und Tübingen/Reutlingen. Für andere Regionen können wir mobile Beratungsangebote, sowie unsere Online-Beratung (www.adis-online.com) anbieten.

Sie sind professionelle Anlaufstellen für alle Menschen, die z.B. aufgrund der zugeschriebenen Herkunft, der Hautfarbe, der Religion, der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Milieu, der Behinderung, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder des Alters strukturell oder individuell von Diskriminierung betroffen sind.

 

Kontakt LAG Antidiskriminierungsberatung Baden-Württemberg

Alexa Conradi
ADES – Antidiskriminierungsstelle Esslingen
0157 511204 04
alexa [dot] conradi [at] ad-es [dot] de

Annette Ganter
Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe
0176 / 85 64 85 90
ads [at] stja [dot] de

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